Der Kampfsport
Rüstungstraining
Naginata ist ein japanischer Kontaktkampfsport, der sowohl körperliche als auch geistige Fähigkeiten trainiert. Auf der einen Seite werden Ausdauer, Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen geschult, auf der anderen Seite fördert Naginata Selbstdisziplin, Konzentration und Entschlussfähigkeit. Darüber hinaus ist Naginata von den Werten des japanischen Rittertums wie zum Beispiel Tapferkeit, Respekt, Rechtschaffenheit, Güte und Ehre geprägt. Neben der sportlichen Betätigung dient Naginata der Charakterbildung und der Persönlichkeitsentwicklung.
Trainingsablauf
- Grundlagenübungen (Kihon)
Kihon beinhaltet das Üben der verschiedenen Kampfstellungen, der Fußarbeit und der Grundschläge. - Formen (Kata) Eine Kata ist ein genau festgelegter Ablauf von Angriffen, Verteidigungen und Gegenangriffen, die von zwei Leuten ausgeführt werden. Alle Schläge werden abgestoppt bevor sie den Partner treffen, so dass keine Verletzungen auftreten. In Naginata gibt es zwei verschiedene Arten von Kata: Shikake-Ôji und Zen Nichi Kata bzw. Renmei no Kata (Verbandskata). Shikake-Ôji besteht aus 8 Formen. Die Verbandskata beinhaltet 7 Formen, die ab einer Graduierung vom 3. Dan und aufwärts praktiziert werden (siehe Prüfungen).
- Training für den Wettkampf (Shiai)
In der Rüstung wird für den freien Wettkampf trainiert. Dazu übt man mit dem Partner die Grundschläge ohne abzustoppen. Die einzelnen Rüstungsteile schützen die Körperstellen, die angegriffen werden dürfen. Ebenso übt man Verteidigung und Kontertechniken
Grundlagentraining
Das Training endet mit einer zweiten kurzen Meditation, gefolgt vom Bedanken bei Lehrern und Übungspartnern für das zusammen absolvierte Training.
Trefferstellen und die Grundschläge
Die Trefferstellen in Naginata
Im Wettkampf sind nur Schläge auf die geschützten Körperpartien zugelassen. Beim Katatraining wird stets abgestoppt, bevor die Naginata den Übungspartner berührt. Die Trefferstellen sind größtenteils nach den Rüstungsteilen benannt, die sie schützen. Es gibt:
- Men: Ein vertikaler Schnitt durch den Kopf
- Soku Men: Ein diagonaler Schnitt durch den Kopf unter einem Winkel von
- Tsuki: Ein Stich zur Kehle
- Kote: Ein vertikaler Schnitt durch das Handgelenk
- Dô: Ein horizontaler Schnitt durch den Rumpf
- Sune: Ein diagonaler Schnitt durch den Unterschenkel
Die Grundregeln der verschiedenen Wettkampfarten
In Naginata gibt es zwei verschiedene Sorten von Wettkämpfen: Den freien Kampf (Shiai) und den Formenkampf (Engi). Im engeren Sinn meint das Wort Wettkampf Shiai.
Shiai
Für Verstöße gegen die Regeln (wie z. B. Verlassen der Kampffläche, Fallenlassen der Naginata, Sturz) wird ein Strafpunkt erteilt. Sobald ein Kämpfer zwei Strafpunkte erhalten hat, wird dem Gegner ein regulärer Punkt gut geschrieben.
Shiai
- Der Angriff muss absichtsvoll und entschlossen ausgeführt werden. Dies äußert sich unter anderem im Schrei (Kiai), der gleichzeitig mit dem Angriff erfolgen muss und die Trefferstelle benennt.
- Auch unmittelbar nach dem Angriff muss der Angreifer seine Aufmerksamkeit behalten und den Gegner unter Kontrolle behalten (Zanshin).
- Der Angriff muss aus dem korrekten Abstand (Ma Ai) heraus erfolgen, so dass Schnitte mit dem vorderen Drittel der Klinge (Mono Uchi) ausgeführt werden.
- Schritt und Schnitt bzw. Stich müssen gemeinsam erfolgen.
Diese vier Bedingungen lassen sich darin zusammen fassen, dass der Angriff in der Einheit von Geist, Körper und Waffe (Ki Ken Tai Ichi) erfolgen muss.
Engi
ENGI
Zeichnungen mit dem Aufbau und den genauen Maßen der Wettkampfflächen können aus dem Downloadbereich herunter geladen werden.
GRADUIERUNGEN
In Naginata gibt es verschiedene Graduierungen, die man durch Prüfungen erwirbt. Zuerst gibt es 6 Kyû-Grade (Schülergrade), anfangend mit dem 6. Kyû bis zum 1. Kyû. Zwischen zwei Kyûprüfungen liegt typischerweise ein halbes Jahr Vorbereitungszeit. Darauf folgen die 5 Dan-Grade (sehr frei übersetzt: Lehrergrade), bei denen man in umgekehrter Reihenfolge vom 1. Dan bis zum 5. Dan hochzählt. Um sich für die Prüfung zur nächst höheren Danstufe anmelden zu können, muss man mindestens so viele Jahre trainiert haben, wie die gegenwärtige Danstufe beträgt. Zum Beispiel ist eine Vorbereitungszeit von mindestens einem Jahr vorgeschrieben, um als 1. Dan die Prüfung zum 2. Dan versuchen zu dürfen. Zuletzt werden die Grade Renshi, Kyôshi und Hanshi verliehen. In Naginata werden keine farbigen Gürtel oder ähnliches getragen, welche die Graduierung nach außen hin sichtbar machen.
Verbandskata
Text: Andreas Nicol