Naginata als Mama? Bei Seminaren definitiv!

Naginata als Mama? Bei Seminaren definitiv!

Ein Bericht von Edith Knabe

„Wir versuchen gerade ein Seminar auf die
Beine zu stellen mit Eduardo als Sensei.“ Als ich
das von Marie und Julian hörte, war mein erster
Gedanke: Da muss ich hin! Egal wie, aber
irgendwie auf jeden Fall. Wie von selbst
tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf
von meinem ersten Seminar, das ich besucht
habe. Das war das Inazuma 2016. Damals hatte
ich erst einmal beim Training mitgemacht. Quasi
unerfahren und noch komplett am Anfang
tauchte ich auf; ein bisschen nervös, aber
neugierig, was mich erwartet. Ich lernte
Menschen kennen, die wirkten, als gehörten sie
zu einer großen Familie. Sie nahmen mich wie
selbstverständlich auf und zeigten mir das, was
ich noch nicht wusste. Eduardo war auch da und
damals dachte ich mir nur: „Es gibt Menschen,
die dafür so weit reisen? Die müssen verrückt
sein und den Sport wahnsinnig lieben!“ Ja,
vielleicht, aber ich bin genauso gerne verrückt!
Mittlerweile verstehe ich die Liebe zu dem Sport
sehr und teile sie definitiv.
Damals konnte ich einfach meine Sachen packen
und hinfahren. Jetzt sieht es ein bisschen anders
aus – seit 5 Monaten bin ich Mama von unserer
wundervollen Tochter Sophie. Direkt kreisen
meine Gedanken darum, wie ich überhaupt
mitmachen kann. Was mach ich mit unserer
Tochter? Wie stille ich? Wo wechsel ich
Windeln? Wo lege ich sie zum Schlafen hin?
Kann sie überhaupt schlafen? Viele solcher
Fragen schwirren durch meinen Kopf wie ein
ganzer Bienenschwarm. Aber ich habe Hummeln
im Hintern. So gar kein Stück vom Seminar
mitbekommen, ist keine Option! Alles kein
Problem, meint mein Mann. Omas helfen.
Tobias Mutter verspricht, am Samstag vorbei zu
kommen und zu gucken, dass sie sich ein wenig
um Sophie kümmert. Puh. Eine Hürde geschafft.

Mein Ziel:
Eine Stunde Naginata machen und viel
zugucken!

Auf geht’s an die Vorbereitungen.
Immerhin ein paar Kleinigkeiten können wir
Julian und Marie abnehmen. Wasser kaufen zum
Beispiel und Kuchen backen. Es wird ein
Naginata-Kuchen – ein Bananen-Schokoladen-
Brownie-Kuchen mit einem Naginata-Helm als
Verzierung. Übertreibe ich etwas? Nein, ich
denke nicht, denn meine Vorfreude ist riesig!
Und natürlich hat Eduardo später die Ehre den
anschneiden zu dürfen 😉

Außerdem kommen aus Dellfeld Gäste, die bei uns übernachten. Ich freue mich darüber sie kennenzulernen, aber auch auf diejenigen, die ich bereits kenne.

Das Gefühl einer großen Familie ist immer noch da und sie wächst!

Samstagmorgen: Erste Herausforderung ist, alles ins Auto zu bekommen. Neben Naginatas, Bogu und dem Wasser nehmen Dinge für unsere Tochter doch einiges an Platz ein. Aber wir schaffen es mit allem nach Mainz.

Beim Aufbau richte ich mit einer Picknickdecke und Bänken eine kleine Rückzugsecke ein – meine Basisstation fürs Seminar. Hier kann ich stillen, mit der Kleinen spielen, zugucken…

Nach dem Begrüßen und dem Ankommen der Oma kann ich endlich die traditionelle Kleidung wieder anziehen: Keiko-Gi, Obi und Hakama. Nach zwei Jahren Pause muss ich erst einmal überlegen, wie der Knoten beim Hakama geht. Erstaunlicherweise erinnere ich mich noch. Faszinierend.

Naginata with a toddler? Yes, the seminar works!

A report by Edith Knabe

„We try to organize a seminar with Eduardo as sensei.“ When I heard this from Marie and Julian I thought: „Yes! I have to go there! No matter how but it will be perfect!“ Automatically I saw pictures from my first Naginata-Seminar which I visited. The Imazuma 2016 in Mainz. At that time I had only trained once and I didn`t know many things about this sport. Almost inexperienced and still completely at the beginning I showed up; a bit nervous but curious what to expect. I met people who seemed like a big family. They adopted me and explained me all the things that I didn`t know.

Eduardo also was there and I thought:  „He travled so far away from home? Only for sport? He must be crazy but he love this sport!“ O Yeah. Now I am crazy too and I love Naginata so much! I understand it.

2016 was simple: I packed my things and arrived to the sport hall. And today? Things are a bit different now – I’ve been the mother of our wonderful daughter Sophie for 5 months. My thoughts revolve directly around how I can even participate. What am I going to do with our daughter? How do I breastfeed? Where do I change diapers? Where do I put her to sleep? Can she sleep at all? Many such questions buzz through my head like a swarm of bees. But I have bumblebees up my ass. Not even getting a piece of the seminar is not an option!

No problem at all, says my husband. Grannies help! Tobi’s mother promises to come over on Saturday and see that she takes care of Sophie a little. Phew. A hurdle cleared.

My Goal:

Make naginata for an hour and watch a lot!

Let’s get to the preparations.

At least we can relieve Julian and Marie of a few little things. Buy water, for example, and bake cakes. It’s going to be a naginata cake – a banana chocolate brownie cake with a naginata helmet to decorate it. Am I exaggerating? No, I don’t think so, because I’m really looking forward to it! And of course Eduardo later has the honor of being able to cut the cake 😉

Also guests who stay with us come from Dellfeld. I look forward to getting to know them, but also to those I already know.

The feeling of a big family is still there. And she’s growing!

Saturday morning: The first challenge is to get everything in the car. Besides naginatas, bogu and the water, things for our daughter take up quite a bit of space. But we’ll make it to Mainz with everything.

When setting up, I set up a small retreat area with a picnic blanket and benches – my base station for the seminar. Here I can breastfeed, play with the little one, watch…

After greeting and grandma’s arrival, I can finally put on the traditional clothes again: keiko-gi, obi and hakama. After a two-year break, I first have to think about how to tie the knot in the Hakama. Amazingly, I still remember. Fascinating.

Zu Beginn kann Oma mit Sophie spazieren gehen und ich kann guten Gewissens mitmachen. Juhu! Als ich später auf die Uhr sehe merke ich, dass ich gut zwei Stunden trainiert habe – erst gegen viertel nach zwölf kommt Sophie vom Spaziergang wieder und hat Hunger.

Ist euch schon mal aufgefallen, dass Keiko-Gis perfekt zum Stillen gemacht sind? Ganz schön praktisch finde ich. So viel zum Thema: „Frauen-Sport“ 😉

Den Nachmittag verbringen wir mit Spazier­gängen, spielen und zugucken. 

Und was macht Sophie bei einem Kiai („Kamp­fschrei“)? Ruhe bewahren und zugucken. Anscheinend stört sie die Lautstärke gar nicht. Aufmerksam schaut sie den Naginataka zu und findet es sehr spannend. Noch versteht sie nicht, dass Papa derjenige mit dem grünen Do (Rüstungsteil, das den Bauch schützt) ist, aber ich freue mich darauf, wenn wir zusammen Papa bei Wettkämpfen zusehen und mitfiebern können.

Sonntags schauen wir beide nur zu. Heute in einer anderen Halle. Leider ist sie etwas zugig und dunkler. Da wir uns nicht so viel bewegen, ist mir irgendwie kalt und ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass auch Sophie friert. Also ziehe ich sie dicker an. Ein Hoch auf Wechselklamotten.


Heute geht es vor allem und einen „Wettkampf­teil“ mit Engi (Formenwettkampf) und Shiai (freier Kampf). Zwischendrin gab es auch eine Mischkampfform – quasi ein „Kakari-Geiko-Kampf“. Das finde ich sehr schön, da einige da waren, die nicht ganz so Rüstungserfahrung hatten. Auch ohne Rüstung bekommt man so ein erstes Gefühl für Kampf im Shiai, denn auch in dieser Form geht es darum, schöne Treffer zu landen. Das hätte ich auch gern gemacht!

Heute ist Sophie leider nicht ganz so gut drauf wie gestern. Zwischen drin ist sie sehr müde. Stillen, Schunkeln, Rumlaufen ist nun für mich angesagt. Mehrmals schläft sie auf meinem Arm ein. Gegen Ende ist sie fast nur noch am Weinen. Vielleicht war heute doch etwas viel für sie. Und auch für mich wird es anstrengend. Zuhause angekommen kuscheln wir uns ins Bett und schlafen ein. Ein aufregendes Wochenende liegt hinter uns.

Jetzt, nach diesen beiden Tagen, überwiegt die Freude. Mein Fazit ist: Ich konnte gut zwei Stunden trainieren, habe neue Leute kennen gelernt und hatte einen schönen Austausch zu Bekannten. Ich mache es sehr gerne wieder!

At the beginning grandma can take Sophie for a walk and I can join in with a clear conscience. Yay! Later, when I look at my watch, I realize that I’ve been training for good two hours – Sophie doesn’t come back from her walk until about a quarter past twelve and than she’s hungry.

Have you ever noticed that keiko gis are perfectly made for breastfeeding? I find it pretty practical. So much for the topic: „women’s sport“ 😉

We spend the afternoon walking, playing and watching.

And what does Sophie do with a Kiai? Keep calm and watch. Apparently the volume doesn’t bother her at all. She watches the Naginataka attentively and finds it very exciting. She still doesn’t understand that dad is the one with the green do. But I’m looking forward to watching and cheering on Dad at competitions together.

On Sundays we both just watch. Today we are in another hall. Unfortunately, it is a bit drafty and darker. Since we don’t move that much, I’m kind of cold and I’m a bit worried that Sophie will be cold too. So I dress her a little thicker. Cheers to a change of clothes.
Today it’s all about a „competition part“ with Engi and Shiai. In between there was also a mixed form of combat – a “Kakari-Geiko fight” so to speak. I think this is very nice, because there were a few who didn’t have quite as much armament experience. Even without armor you get a first feeling for fighting in Shiai, because in this form it is also about landing nice hits. I would have liked to do that too!

Unfortunately Sophie isn’t in the best mood today as yesterday. In between she is very tired. Breastfeeding, swaying, walking around is now hip for me. She falls asleep in my arms several times. Towards the end she is almost always crying. Maybe today was a bit too much for her. And it’s going to be tough for me too. When we get home, we cuddle up in bed and fall asleep. An exciting weekend lies behind us.


Now, after these two days, joy prevails. My conclusion is: I was able to train for a good two hours, met new people and had a nice exchange with acquaintances. I would love to do it again!